TV-Kolumne "Willkommen bei Carmen Nebel" - Tränen bei Carmen Nebel: Krebskranke Melanie trifft erstmals auf ihren Lebensretter

Manchmal aber geschehen auch Wunder.

Tektonische Verschiebungen vor nicht mal einer Woche: Deutschland ist nach rechts gerutscht, und demnächst geht Jamaika womöglich in Berlin-Mitte vor Anker. Darüber könnte man sich aufregen, die Hände ringen, den Untergang des Abendlandes befürchten. Oder aber das ZDF einschalten und für einen Samstagabend abtauchen. Mit dem Zweiten sieht man schöner.

„Das alles ist Deutschland“ 

Es gibt ja auch so vieles, was wichtiger ist als schnödes Weltgetöse. Johann Lafer hat Schwarzwälder Kirschtorte gebacken, David Garrett vergeigt, was „In The Air Tonight“ liegt, und Andrea Berg hat 25-jähriges Bühnenjubiläum. Das Händler-Team von „Bares für Rares“ schaut vorbei, warum auch immer. Die Prinzen wissen: „Das alles ist Deutschland.“

Carmen Nebel in Glitzerschwarz verkündet, dass die Sommerpause vorbei ist, „DankeDankeDanke!“. Seit 2004 heißt sie Deutschland mehrfach im Jahr willkommen und erfüllt dann jede Erwartung des Publikums. Der Wandel schreitet hier in Hühnerdapperln voran, und wenn auf etwas im Leben Verlass ist, dann darauf, dass DJ Ötzi bei Carmen Nebel unterm Häkelmützchen singt. „Dafür verdienen Sie den Deutschen Fernsehpreis“, lobt Fritz Pleitgen, ehemaliger Intendant des WDR, die Gastgeberin. 

Immer wieder Liebe 

Die jungen Männer sehen in dieser Samstagabend-Version immer wohlerzogen aus, die Frauen glitzern bezaubernd, und die große Liebe ist nur einen Reim entfernt. Immer singen dort der unsterbliche Howard Carpendale und die ähnlich ewige Wencke Myhre, und wer anruft, spendet für die Deutsche Krebshilfe. 

Shows wie „Willkommen bei Carmen Nebel“ sind die Bremsklötze im Lauf der Zeit. Mag draußen vor der Tür auch die Welt sich drehen in eine Richtung, die irgendwann keiner gewollt haben wird: Drinnen im flachen Viereck ist sie noch heil. Deutscher Schlager war schon immer gesungener Eskapismus. Diese Nacht ist jede Sünde wert, weil ein Stern deinen Namen trägt und ja, ich will mit dir am Strand auf weißen Pferden reiten. 

Wunder geschehen! 

„Für mich ist das ganze Leben jeden Augenblick schön“, sinniert Andrea Berg auf Carmen Nebels Couch, und vielleicht brauchen viele Deutsche zwischen „Hart aber fair“ am Montag und „Anne Will“ am Sonntag tatsächlich eine Show, in der solche Behauptungen ungestraft ausgesprochen werden dürfen. Bei Carmen Nebel wird fündig, wer Trost in einem Lied sucht: Über sieben Brücken musst du gehen, sieben dunkle Jahre überstehen. Doch dann: der helle Schein. Denn was auch passiert: Wunder geschehen. Wir dürfen nicht nur an das glauben, was wir sehen. 

Um das zu beweisen, trifft die an Leukämie erkrankte Melanie in der Show erstmals ihren Lebensretter Niklas: Tränen, Gänsehaut, Standing Ovation. Mehr Werbung für die Knochenmarkspender-Datei ist nicht möglich, schon damit hat „Willkommen bei Carmen Nebel“ an diesem Abend einen Sinn erfüllt. Und ja: Wunder geschehen. Mitunter auch ohne Humptata.

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Source: FOCUS Online by Von Focus Magazin-Autorin Beate Strobel

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