Babybrei vergiftet - Die 7 wichtigsten Fragen zum Supermarkt-Erpresser

Was ist der Stand der Ermittlungen?

Die Supermarkt-Erpressung mit vergifteter Babynahrung ist aller Wahrscheinlichkeit nach aufgeklärt: Ein 53-jähriger Tatverdächtiger aus dem Kreis Tübingen hat am Samstag ein Geständnis abgelegt, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Abend mitteilten. Demnach sagte der Mann auch aus, keine weiteren vergifteten Lebensmittel verteilt zu haben. Am Nachmittag hatte ein Richter in Ravensburg Haftbefehl erlassen, der dringend Tatverdächtige wurde inzwischen in eine Justizvollzugsanstalt gebracht.

Hat die Polizei den Richtigen?

Ja. Hier sind sich die Ermittler sicher. Der Leitende Oberstaatsanwalt Alexander Boger sprach am Samstag von einer erdrückenden Beweislast. Bei einer Wohnungsdurchsuchung am Freitag in Ofterdingen bei Tübingen habe man eine Flasche mit dem Gift Ethylenglycol gefunden, mit dem die sichergestellte Babynahrung in Friedrichshafen versetzt worden war.

DNA-Spuren an den vergifteten Gläschen deuteten ebenfalls auf den Mann hin. Der Verdächtige habe die Vernichtung von Beweismitteln vorbereitet. Einen Laptop fanden die Beamten in einem Altkleider-Container. Hinzu kommt das Geständnis: Der Festgenommene hat die Taten zugegeben.

Was hatte der Mann geplant?

Der Erpresser hatte damit gedroht, 20 vergiftete Lebensmittel in Umlauf zu bringen, und per E-Mail einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag gefordert.

Bereits Mitte September hatte er fünf Gläschen Babynahrung mit Ethylenglycol vergiftet und in einen Supermarkt in Friedrichshafen am Bodensee gebracht.

Wer tut so etwas?

„Wer damit droht, Kinder zu vergiften, besitzt zweifellos einen extrem skrupellosen Charakter“, urteilte der Freiburger Kriminologe und Psychologe Helmut Kury bei FOCUS Online. Zudem lasse das unvorsichtige Vorgehen des Mannes, der sich auf Überwachungsbildern klar zu erkennen gegeben hatte, nicht auf eine hohe Intelligenz schließen.

Der Kriminologe und Psychologe Martin Rettenberger unterstellt dem Erpresser ein „ausgeprägtes Geltungsbedürfnis“. Eine Gemeinsamkeit von Erpressungsversuchen mit vergifteten Lebensmitteln sei, dass die Täter innerhalb kurzer Zeit einen „maximalen Aufmerksamkeitsfokus“ erhielten. Wenn es nur um die Gier nach Geld ginge, ließen sich für Täter andere Wege finden.

Polizeivizepräsident Stürmer beschrieb den Verdächtige als Mann mit psychischen Auffälligkeiten und Brüchen in der Biografie. Er sei ein exzentrischer Einzelgänger. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Boger ist Mann zudem strafrechtlich vorbelastet. Details nannte er nicht.

Kann ich jetzt wieder sorgenfrei Babynahrung einkaufen?

Alles deutet daraufhin, dass keine weiteren vergifteten Lebensmittel im Umlauf sind. Erstens hat der Verdächtige entsprechende Angaben gemacht. Zweitens ist die Polizei überzeugt, in der Wohnung den gesammelten Giftvorrat des Mannes gefunden zu haben. Drittens glauben die Fahnder, dass der Verdächtige alleine handelte. Mittäter, die jetzt noch Lebensmittel vergiften könnten, gibt es also vermutlich nicht.

Trotz allem mahnte die Polizei am Samstagmittag noch zur Vorsicht beim Einkaufen. „Es wäre vorschnell, schon eine komplette Entwarnung zu geben“, sagte Polizeivizepräsident Stürmer. Die Menschen sollten beim Einkauf weiter darauf achten, ob Produkte manipuliert seien und im Zweifelsfall die Polizei informieren. Lesen Sie hier, wie Sie manipulierte Babynahrung erkennen können.

Wie kamen die Ermittler dem Mann auf die Schliche?

Die Polizei veröffentliche am Donnerstag Bilder einer Überwachungskamera, die den Mann deutlich zeigten. Daraufhin bekamen die Ermittler 1500 Anrufe und 400 E-Mails – darunter 300 Hinweise auf den jetzt gefassten Verdächtigen.

Welche Strafe droht ihm jetzt?

Der Vorwurf gegen den Verdächtigen lautet auf versuchte räuberische Erpressung. Laut Oberstaatsanwalt Boger drohen ihm im Fall einer Verurteilung zwischen 5 und 15 Jahren Haft.

Boger schloss eine mögliche Beschuldigung auch wegen versuchter Tötung nicht aus. In dem Fall wäre eine lebenslange Strafe möglich.


Source: FOCUS Online by mit dpa-Material

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